LFR040 Die Komplexität des Unterrichts

An einem aktuellen Beispiel versuche ich die Dimensionen des Unterrichts zu erklären, und welche Abwägungen hier eine Rolle spielen können. Das ist mitnichten erschöpfend und am Ende bleibe ich eine klare Antwort schuldig.

Shownotes

Stadien der kognitiven Entwicklung nach Piaget

4 Gedanken zu „LFR040 Die Komplexität des Unterrichts

  1. Thomas SD

    Eine weitere Privilegienansammlung, die Mathematik studiert und sich für orthographische Unkorrektheiten entschuldigt (ich), kann gerade nicht anders, als diese Grundschulaufgabe zu kommentieren:

    Problem:
    Als Grundschüler hatte ich auch mal eine teilanaloge Situation. Daher kann ich mich in die bewertete Person hineinversetzen und sagen: Das tut weh.
    Andererseits ist auch klar, dass 5*3 = 3+3+3+3+3 die ‚richtigere‘ Antwort ist.
    Deswegen sind im (Empfinden der Kinder) der Klasse gegenüber 1/1 Pkt. ungerecht und dex SchülerIn gegenüber 0/1 Pkt. ungrecht.

    Lösung?:
    Auch wenn es meiner Erfahrung nach Lehrkräfte gibt, die das ablehnen, könnte man einen halben Punkt vergeben.
    Da spricht in dieser Situation alles für: Ich zeige in der Aufgabe, dass ich das Prinzip der Mutiplikation als multiples Addieren verstanden habe, dennoch aber im Zusammenhang zwischen der mathematischen Schreibweise „5*3“, der Leseweise/Aussprache „fünf mal die Drei“ und der Additionsinterpretation „3+3+3+3+3“ noch eine Verwechselung vorliegt. So würde ich das machen. (Statt einfach F dran zu schreiben, wäre vllt. noch eine Anmerkung an den Rand, was das Problem war, damit dex SchülerIn weiß woran der Pkt.abzug liegt ganz nett.)

    Weiterer Gedanke zum Schluss:
    Wenn ich einen Satz oder ein Lemma benutze, das noch nicht im Unterricht oder in der Vorlesung eingeführt wurde, muss ich das vorher zumindest begründen, selbst wenn mir dieser Fakt völlig klar ist: Nicht gut: „Ist doch klar, dass 5*3=3*5 ist.“
    Besser: „Wenn ich 5 Körbe zu je 3 Äpfeln habe, kann ich 3 Mal aus jedem der 5 Körbe einen herausnehmen und in einen neuen legen, deswegen ist 3*5=5*3.“
    Rechenwege sind wichtig. Ergebnisse am Ende eher weniger.
    Daher würde ich sagen, dass es wichtig ist so etwas wie nachvollziehbare Lösungswege so früh wie sinnvoll im Unterricht zu erwähnen.
    Diese Aufgabe wäre zum Beispiel der Aufhänger: „Einige haben in der Aufgabe ohne das zu sagen die 3 und die 5 vertauscht. Das ist nicht falsch, aber …“
    Allein das Wiedergeben der Aufgabenstellung in einer auf alles relevante reduzierte Form wie „Gegeben: a aus den natürlichen Zahlen und 6 teilt a. Zu zeigen: 2 teilt a und 3 teilt a“ hilft mir beim organisierten Lösen der Aufgabe und hilft der Bewertung beim bewerten dessen, das ich da geschrieben habe.

    Nun bin ich aber schon ein bisschen off topic…

    Herzlichen Dank, für die Podcasts,
    Ein weiterer Thomas

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    1. Thomas Beitragsautor

      Ich habe mich ja in der Sendung nicht geäußert, aber der halbe Punkt plus Erklärung im Unterricht wäre meine Lösung.
      Du sprichst das auch genau mit dem didaktischen Blick an, mit dem es angesprochen werden sollte und machst den pädagogischen Vorschlag, der sinnvoll ist. Danke! (Man könnte auch schlicht darüber keinen Test schreiben, aber wir sind hier in Deutschland.)

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  2. mfmfmf

    Vielen Dank für die Erklärung! Ich hatte die Diskussionen auf Twitter verfolgt, die dortigen didaktischen Ausführungen aber nicht überzeugend gefunden. Jetzt habe ich ein Gefühl für die Konzepte, die zu dieser Bewertung geführt haben. Wieder mal eine Erinnerung lieber die Warum-Frage zu stellen als sich von vornherein aufzuregen, dass ja wohl „Drei Hände mit je fünf Fingern“ das gleiche sei wie „Je fünf Finger an drei Händen“. 1elf!!!

    Eine andere Lösung neben dem oben erwähnten halben Punkt wäre auch, nicht nur solche Lösungsmöglichkeiten anzubieten, die entweder ein komplett richtiges und ein komplett falsches Ausfüllen ermöglichen, (richtig und falsch im Sinne der gemeinten Operationsreihenfolge), sondern solche, die ein entweder komplett richtiges oder halb richtiges und halb falsches Ausfüllen ermöglichen.
    Also statt 3×5, 5×3, 3×4, 4×3 lieber 3×5, 5×3, 2×4, 4×1. Dann käme man automatisch auf den halben Punkt, wenn das Kind bei der Hälfte der Aufgaben auf der „falschen“ Reihenfolge bestünde, oder es merkte alleine, dass wohl die andere Reihenfolge gemeint sein müsse, weil ja sonst die Zuordnung nicht aufgeht. Aber dann wäre die Frage ja suggestiv und würde die Lektion verstärken anstatt maximale Trennschärfe zwischen richtig und falsch zu behalten…

    Oder man macht seinen Frieden damit, dass mit einer Erklärung einer Lehrer:in oder eines Elters auch 0/1 Punkte in der Teilaufgabe kein Problem wären und dass schulische Bewertungen und Zeugnisse nicht ganz so entscheidend für das Lebensglück sind wie manche vermuten.

    (geschrieben von einem didaktisch unbeleckten Mathematiker)

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    1. Thomas Beitragsautor

      Das ist auch ein Vorschlag. Trennschärfe wird sehr oft als wichtig gesehen, aber ist kein ernsthaftes Kriterium, also geht das.

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